Klimaschutz mit Designanspruch!

Öko-Haus heißt nicht gleich Hippie-Bude. Ökologisch bauen mit hohem Anspruch an Ästhetik? Klar geht das! Wir zeigen euch wie:

Klimawandel und Überhitzung im urbanen Raum

Der berüchtigte Klimawandel zeigt sich immer deutlicher wie uns auch dieses Jahr am Welterschöpfungstag dem „Earth Overshoot Day“ wieder einmal vor Augen geführt wurde. Bereits am 01. August 2018 wurden alle natürlichen Ressourcen – global betrachtet – aufgebraucht. Laut dem Global Footprint Network ist der österreichische Welterschöpfungstag bereits im April zu datieren. Herrje!

Unter anderem zeigen sich die ökologischen Schulden im Klimawandel. Überhitzung im urbanen Raum sind mittlerweile – leider – keine großen Neuigkeiten mehr. Vor allem im Bereich des Bauens und Wohnens wird oft recht wenig auf Materialien geachtet die verbaut werden, so nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Der Meinung sind wir jedoch nicht. Mit ressourcenschonender Bauweise und einem bewussten und nachhaltigen Lebensstil kann der Umwelt und dem persönlichen Wohlbefinden so einiges erleichtert werden.

Mit unserem Hausbau zeigen wir wie es funktioniert. Realisieren wollen wir dazu ein ganzheitlich ökologisches Haus um damit ein Vorzeigeprojekt und eine Plattform für Bau- und Wohninteressierte zu schaffen. In der anfänglichen Recherchephase ist uns aufgefallen, dass es nur wenig informative Quellen gibt, die ein gesamtes Projekt umfassen. Sehr oft sind wir auf Hippie-Häuschen gestoßen die Vielen nicht die ideale Vorstellung von Wohnraum vermitteln und schnell zu Vorurteilen führen.

Es geht auch anders: ökologisch bauen heißt nicht, dass auf Architektur mit Designanspruch verzichtet werden muss

Unser Ziel ist es also, neben der Dokumentation des eigenen Projekts eine Informationsplattform zu bieten um mögliche Vorurteile zu beseitigen und Interessierte auf den Geschmack zu bringen.

Ökologisch Bauen – aber wie?

Illustration unseres Ökologischen Hauskonzepts in Hanglage

Zuallererst – Noch bevor wir unser Grundstück entdeckt und gekauft haben, haben wir beschlossen genau zu überdenken wie viel Platz wir wirklich zum Wohnen benötigen. Als Resultat haben sich dann 100m² Wohnraum ergeben und 20m² Bürofläche, da wir beide selbstständig sind – Völlig ausreichend unserer Meinung. Unser kleines Fleckchen Erde weist übrigens ein steiles Gefälle auf, für einen Keller waren wir jedoch nur wenig zu begeistern da sich erfahrungsgemäß immer recht viel Krimskrams in solchen Räumen sammelt. Darum die Entscheidung zu einer Bohrpfahlgründung, damit so wenig wie möglich in die Natur und den Hang eingegriffen werden muss. Wir bauen unser Haus also auf einer Stützenkonstruktion (sogenannten Piloten), die auf einem Bohrpfahlfundament gegründet wird. Die optisch schwebende Wohnbox die von den Piloten getragen wird, wird mit einem Holzriegelbau gefertigt. Anschließend wird Stroh eingeblasen und so werden Bodenplatte, Wohnraum und Dachkonstruktion gedämmt. Im Innenraum sorgen wir ebenfalls mit natürlichen Materialien wie etwa Lehm- oder Tonputz für ein angenehmes und gesundes Wohnraumklima.

Wohnraum neu gedacht

Natürliche Materialien und ökologische Baustoffe sind im Vergleich zu anderen Materialien meist teurer. Hier schlummern auch die Gegenargumente warum viele den Gedanken gleich mal verwerfen. Jedoch sollte man sich zuallererst die Frage stellen: „Wie viel Wohnraum benötige ich wirklich?“. Ein Großteil der Menschen, so wage ich zu behaupten, baut und plant sicherlich mit utopischen Größenvorstellung, was den wirklich benötigten Wohnraum betrifft. Spart man hier und da ein paar Quadratmeter ein, so ist auch schon die Barriere zum ökologischen Baumaterial überwunden.

Dämmen mit Stroh. So funktionierts:

Unser Haus dämmen wir mit Stroh. Dabei handelt es sich um eine Einblasdämmung aus 100% Weizenstroh – Ja das gibt es mittlerweile wirklich. Dem Stroh werden weder Salze noch Brand Hemmer hinzugefügt und beziehen werden wir die Dämmung aus regionaler Produktion. Die meisten Bedenken bekommen wir in Bezug auf das Brandverhalten und Schimmel zu hören. Aber das Stroh enthält von Natur aus Silikate und deshalb ist auch die Entflammbarkeit ganz natürlich herabgesetzt. Es wird in seiner reinsten Form und ohne chemische Mittel verarbeitet.

Wir haben uns deshalb für Stroh entschieden, weil es im Vergleich zu anderen natürlichen Materialien nicht extra produziert werden muss, im Grunde handelt es sich um ein Abfallprodukt, das weder für die Futterproduktion oder Sonstiges Verwendung findet.

Ursprünglich wollten wir unser Haus mit Strohballen dämmen, was jedoch sehr zeitaufwändig, wetterabhängig und kompliziert ist. Daher sind wir recht zufrieden mit dem mitlterweile möglichen Einblasverfahren von Stroh. Übrigens ein riesen großer Schritt was die Wirtschaftlichkeit des Materials betrifft, der Strohballenbau war bisher eher für eine kleine Gruppe an Menschen interessant. Stroh als Einblasdämmung kann jedoch mit den meisten handelsüblichen Einblasmaschinen in die Konstruktion eingebracht werden.

Strohbauplatten für den Innenausbau


Anstelle von Gipskartonplatten werden wir für den Innenausbau Strohbauplatten verwenden. Die organische Struktur dieser Platten hat ein gutes Sorptionsverhalten und wirkt sich daher positiv auf die Raumluftwirkung aus und ist sehr schalldämmend. Gipskartonplatten hingegen trocknen die Luft aus und entziehen den Räumen die nötige Feuchtigkeit für ein gesundes Wohnraumklima. Die Strohbauplatte ist übrigens abbaubar, da es sich ausschließlich um verpresstes Stroh handelt. Probeweise durften wir auch schon eine Zwischenwand aufbauen – was wirklich sehr gut funktioniert hat, obwohl wir im Grunde so gut wie keine Erfahrung mit solchen Dingen haben.

Ton für die Wände. Atmungsaktiv und gesund

Für unsere Wände haben wir uns für Tonputz entschieden, Ton ist im Grunde die noch reinere Form als Lehm, aber gut – Beide sorgen für ein gesundes Klima im Wohnraum. Das Tolle daran eine Wand mit Ton zu verputzen ist die resultierende Atmungsaktivität und die Speicherung von Feuchtigkeit. So kann das Material Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben und ist auch für den sanitären Bereich geeignet. Ebenfalls kommt es zu einer Neutralisation von Schadstoffen die sich in der Luft befinden. Ein Wohlfühl-Klima ist also garantiert.

Holz für den Außen- und den Innenraum

Holz trägt unserer Meinung einfach maßgeblich zu einer Wohlfühl-Umgebung bei, ist in Österreich ausreichend vorhanden und kann daher regional bezogen werden. Bei unserem Haus kommt der Baustoff auf jeden Fall im Außenbereich bei der Fassade zum Einsatz und im Innenraum für Böden und bestimmte Möbelstücke. Zu beachten ist auch der geringe CO2-Ausstoß bei der Verwendung von Holz, vor allem in Betracht der Produktion, Verarbeitung und dem Transport von heimischen Holz. Bei der Verwendung anderer Materialien, wie zum Beispiel Ziegel oder Beton ist der Energiebedarf bei der Herstellung weitaus höher und somit steigt auch der CO2 Ausstoß. Verbautes Holz dient außerdem als umweltentlastender Kohlenstoffspeicher. Zusammengefasst kommt es zu vergleichsweise geringerem CO2-Ausstoß, Kohlenstoffe werden durch verbautes Material gespeichert und das Material kann regional aus österreichischen Wäldern bezogen werden – daher für uns ein klarer Beitrag zum Thema Klimaschutz.

Holzofen als zentrales Heizsystem

Heizen mit dem Kachelofen

Zum Heizen für die kalten Wintertage haben wir uns für einen Grundofen entschieden, zentral im Wohnraum platziert und als alleiniges Heizsystem für unser Haus. Die Räume sind so aufgeteilt, dass überall ausreichend Wärmezufuhr garantiert ist, so ist etwa das Badezimmer an der Rückwand des Kachelofens und wird bestens beheizt. Es muss lediglich einmal täglich Holz nachgelegt werden und das wars auch schon. Das zwei Jahre ausgetrocknete Holz beziehen wir dazu von einem Bauern gleich aus der Umgebung. P.S.: Keine Angst vor aufgewirbelten Staubpartikeln, unser Ofen als Beispiel ist nicht luftführend geplant, sondern strahlt die Wärme ab. Ich selbst werde immer wieder von einer Stauballergie geplagt – mit dem Ofen aber absolut kein Problem.

Gesundes und angenehmes Wohnraumklima

Alle bisher genannten Baustoffe sind nicht nur nachhaltig und ökologisch vertretbar, sondern sie sorgen auch für ein behagliches Wohngefühl. Die Natürlichkeit der Materialien ist verantwortlich für das gesunde und wohlige Klima im Innenraum. Wie sich die Baustoffe in anfühlen sollte man am besten selbst fühlen. Dazu wird es im kommenden Frühling einen Tag der offenen Tür geben, wo wir auch einige unserer Nachhaltigkeitsexperten einladen, um Fragen rund ums Thema ökologisch Bauen beantworten werden.

Blog für Interessierte

Wie bereits erwähnt mussten wir in unserer doch recht langen Recherchephase feststellen, dass es oft sehr schwierig ist ausreichende Information zu speziellen Themenfeldern zu finden. Vor allem im Innenausbau wollen wir viel selbst erledigen, aber Vieles wäre aufgrund zeitlicher und räumlicher Ressourcen sehr schwierig gewesen – wie etwa der Strohballenbau. Dabei versuchen wir bei unserem Projekt einen Mittelweg zu finden. Außerdem wollen wir zeigen, dass moderner Wohnbau auch in nachhaltiger Form möglich ist. Unser Blog soll allen eine Informations- und Inspirationsquelle sein, die Interesse an einem gesunden und natürlich Wohnraum haben. Ziel ist es den gesamten Bauprozess Schritt für Schritt zu dokumentieren und mit Artikeln zu unterstreichen. Was uns, wie ich finde, bisher schon recht gut gelungen ist und bald startet dann auch der Baubeginn.

Wir halten euch auf dem Laufenden.
Alles Liebe Andrea und Hannes!

Linkliste:
Holz als Baumaterial: www.proholz.at
Welterschöpfungstag: https://www.footprintnetwork.org/
Einblasdämmung aus Stroh: www.iso-stroh.at
Strohbauplatten für den Innenausbau: www.istraw.de
Ton für ein gesundes Wohnraumklima: www.emoton.at