Für ökologische und wohngesunde Wände kommt Lehm zum Einsatz.
Rechtzeitig zu Beginn der Corona Krise und Zeiten des Home Office ist unsere Workbox natürlich nicht fertig. War klar. So musste unser Esstisch ein klein wenig umfunktioniert werden. Aber! Die Motivation unser Büro endlich fertig zu stellen wurde dadurch angefeuert. Der Naturholzboden ist verlegt, die Wände bekommen noch ein kleines Lehm-Topping und dann geht es weiter mit der Einrichtung.
Das heutige Thema: Untergrundvorbereitung mit Lehm-Kleber und Flachsarmierungsgewebe und anschließendem Auftrag von YOSIMA Lehm-Designputz mit Strukturzuschlag. (Die Produkte die wir hier verwenden findet ihr bei CLAYTEC Baustoffe aus Lehm)
Wie das funktioniert? Das zeigen wir euch in diesem Beitrag.
Wände aus Lehm in Eigenleistung
Mittlerweile sind wir bereits richtige Spachtel- und Verputzprofis muss ich sagen. Aber auch wir lernen immer wieder auf´s Neue dazu, denn die Verarbeitung von Lehm-Kleber und Flachsarmierung war selbst für uns noch Neuland im Ökohaus.
Die allererste Anmerkung: Verputzen in Eigenleistung ist definitiv schaffbar, es reibt zwar ab und zu etwas an den Nerven – wenn die Wände jedoch erstmal alle fertig sind, ist es echt ein gutes Gefühl, was man so alles schaffen kann, wenn man will.
Lehm an den Wänden. Warum?
In diesem Beitrag soll es vermehrt um die Verarbeitung gehen. Warum das Naturprodukt Lehm eine so positive raumklimatische Wirkung mit sich bringt, könnt ihr gerne hier nachlesen. Neben der Wandgestaltung mit Lehmfarbe, beschreibe ich in dem Artikel „Lehmfarbe für die Wand“ auch die positiven Eigenschaften von Lehmprodukten im Allgemeinen.
1. Schritt: Lehm-Kleber an die Wand
Vom Wandaufbau sieht es in unserer Workbox folgendermaßen aus: Strohdämmung, OSB Platten (die ökologischere Alternative wären Massivholzplatten), Strohbauplatten und Ton. Da wir an den Stößen der Strohbauplatten nur mit Armierungsband aus Glasfaser, anstelle von vollflächiger Armierung , gearbeitet haben (die ökologischere Alternative wäre hier Armierungsband aus Flachs) und ich befürchte die Spachtelung zu nass aufgetragen haben – wie auch immer – es sind uns alle Wände gerissen. Daher haben wir uns entschlossen die gesamten Wandflächen einfach nochmal zu bearbeiten. Das bringt eben auch einige neue Öko-Produkte mit sich, die ich euch hier vorstellen kann. Tja, hat alles immer auch seine Vorteile.
Lehm-Kleber: Im ersten Schritt wird der Lehmkleber mit einer Zahnspachtel aufgetragen. Der Lehm-Kleber setzt sich aus Lehm und Zelluloseanteilen zusammen und weist eine besonders hohe Zugfestigkeit und gute Klebekraft auf. Der Kleber wird in einer Stärke von ca. 5mm aufgetragen und trocknet innerhalb von 1-2 Tagen. In den Lehmkleber wird Flachsgewebe eingearbeitet. Im Wohnbereich haben wir im Schlafzimmer vollflächig mit Glasfasergewebe armiert, im Rest des Hauses dann nur die Stöße mit Glasfasergewebeband bearbeitet. Flachs ist jedoch die umweltbewusste Alternative, es handelt sich dabei um ein sehr starkes ökologisches Drehergewebe aus Flachsgarn und eignet sich perfekt als natürliche Alternative zu Glasfasergewebe.
Flachs im Detail: Flachs ist eine Naturfaser mit hoher Zugfestigkeit. Die Flachspflanze hat kleine blaue oder weiße Blüten, wird überwiegend in Europa angebaut und ist auch eine der ältesten Textilfasern. Wusstet ihr zum Beispiel das Leinen zu 100% aus Flachs besteht? Flachs eignet sich also nicht nur als Armierungsgewebe, sondern auch für unsere Textilien. Wir haben Flachs nun das erste Mal selbst verarbeitet und ich kann nur sagen, dass sich das Material sehr gut verarbeiten lässt. Flachsarmierung ist – wie bereits erwähnt – ein sehr starkes ökologisches Drehergewebe aus Flachsgarn und eignet sich bei der Verwendung von dünneren Putz- oder Spachtelschichten besser als Jute, da Flachs viel rissfester ist. Jute kommt besser bei dicken Putzlagen zum Einsatz. Neu war uns auch das Flachs-Fugenarmierungsband – zum Zeitpunkt unseres Innenausbaus wussten wir noch nichts von dem Material. Am Ende des Artikels gibt es dann eine Produktliste mit Verlinkung.
Kleine Anerkung: Im Anschluss folgt eine „Schritt für Schritt Anleitung“, aber beachtet bei der Verarbeitung der Produkte immer auf die Angaben auf dem jeweiligen Produkt. Außerdem gibt es zu jedem Lehm Produkt von CLAYTEC ein Arbeitsblatt, dieses kann einfach online eingesehen werden. Es lohnt sich wirklich diese im Vorfeld zu begutachten, vor allem als Nicht-Profi.
Die Verarbeitung von Lehm-Kleber und Flachsarmierung: Der Lehm-Kleber ist in einem Papiersack verpackt. Das trockene Material wird in die vorgegebene Menge an Wasser eingerührt (am besten mit einem großen Quirl, oder mit einem Bohrmaschinenaufsatz). Dann heißt es eine halbe Stunde warten, nochmal gut durchquirlen, Zahnspachtel in die Hand und ab an die Wand mit dem Lehm-Kleber. Man beginnt am besten im unteren linken Bereich und arbeitet sich bis zum rechten oberen Bereich der Wand vor. Aufgetragen wird in organischen Bewegungen, ihr könnt euch das am Besten auf den Fotos angucken. Diese beschriebenen Arbeitsschritte gelten dann auch für den YOSIMA Lehm-Designputz. Sobald das Material an der Wand ist, wird das Flachsgewebe leicht angedrückt. Mit einer glatten Spachtel oder einer Japankelle wird das Gewebe nun eingearbeitet. Dieses ist dann noch leicht sichtbar, jedoch mit Lehm-Kleber bedeckt.
Jetzt heißt es 1-2 Tage warten. Das Material muss nämlich vollständig austrocknen, bevor der Lehm-Designputz im Anschluss verarbeitet wird.
Endbeschichtung mit YOSIMA Lehm-Designputz von CLAYTEC
Für die finale Wandgestaltung in unserer Workbox dürfen Farbe und Strukturzuschlag mit an die Wand. Drei der Wände wollen wir klassisch in weiß gestalten und eine Wand, unsere „Highlightwand“ wie wir sie so gerne nennen, bekommt einen Grünton, ausgewählt aus dem Farbraum Jade-Grün. Zusätzlich zur Farbe haben wir uns für Strukturzuschlag „Herbs“ entschieden. Dabei handelt es sich um einen Zusatz aus Kräutern, die an der Wand echt schick aussehen.
Die Vorbereitung des Lehm-Designputz ist ähnlich wie beim Lehm-Kleber. Am besten mischt man im Vorfeld jedoch den gesamten Lehm ab (zumindest den Lehm für einen Raum). So können keine Farbunterschiede entstehen, denn immerhin handelt es sich um ein Naturprodukt, da kann theoretisch eine kleine Farbabweichung sichtbar werden. Sicher ist also sicher.
Wir beginnen mit den weißen Wänden, die „Highlightwand“ soll dann von unserer fortgeschrittenen Verputztechnik profitieren. Sobald das Material mit Wasser vermengt ist, wird wieder eine halbe Stunde gewartet, nochmal durchmischen und ab an die Wand. Als Werkzeug nutzen wir hier die Japankelle. Der Lehm-Designputz wird in einer Schichtstärke von ca. 2mm aufgetragen. Zu Beginn dachte ich mir „das wird schwierig ohne Zahnkelle“ – Nope. Ganz im Gegenteil, mit der Japankelle funktioniert das total gut, sogar wesentlich einfacher würde ich behaupten. Sobald das Material an der Wand, finden sich hier und dort noch Unebenheiten. Das macht jedoch nichts, denn dafür gibt es ein Reibbrett.
Schöne glatte Wände – Nachbearbeitung mit dem Reibbrett
Das grobe Reibbrett, für die klassische Putzoptik: Sobald die gesamte Wandfläche mit Lehm verputzt ist, heißt es kurz warten. Solange, bis der leicht glänzende Lehm-Designputz in einen leicht matten Zustand übergeht. Dann wird ein grobes Reibbrett zur Hand genommen, hier ist die grobe Variante des Brettes wichtig, da sich die überschüssigen Körner des Materials so abreiben können. Das Reibbrett sollte leicht angenässt sein, dann wird leicht über die Oberfläche gerieben, am besten in kreisförmigen Bewegungen. Es sollte nicht zu fest gedrückt werden, falls die Wand zu trocken ist, kann eine Sprühflasche mit Wasser helfen, oder ihr verwendet ein wenig mehr Wasser für das Brett. Bei diesem Arbeitsschritt bekommt man die nötigen Anforderungen sehr schnell ins Gefühl. Die Oberflächenunebenheiten lassen sich in kreisförmigen Bewegungen sehr leicht entfernen. Bereits nach diesem Arbeitsschritt sieht die Wand so gut wie fertig aus. Will man eine grobe Putzoptik kann man die Wand bereits so belassen.
Für feinere Oberflächen: Wir wollen gerne eine etwas feinere Oberfläche. Dazu kommt in ca. 2-3 Stunden die feine Variante des Reibbretts zum Einsatz. Hier wird wieder das Brett angenässt und wenn nötig kann die Wand mit Wasser besprüht werden. Das ist übrigens ein ziemlich cooler Effekt bei Produkten aus Lehm, durch das Befeuchten der Oberfläche wird das Material wieder weich und kann weiter bearbeitet werden. Mit kreisförmigen Bewegungen des Reibbrettes entsteht eine glatte und gleichmäßige Oberfläche. So geht es auch mit den restlichen Wandflächen weiter.
Highlightwand mit einem Farbton des Farbraumes Jade-Grün und Strukturzuschlag.
Die grüne Wand in unserer Workbox und dem Strukturzuschlag „Herbs“ wird gleichermaßen wie der weiße Lehm-Designputz verarbeitet. Generell sollte mit der farbigen Wand begonnen werden, aus dem Grund, dass man so nicht die „Gefahr“ läuft, die weißen Wände zu bekleckern. Aber diese können ganz einfach mit einem Malerklebeband geschützt und abgedeckt werden, damit schöne Ecken resultieren.
Der Strukturzuschlag kann bereits fertig beigemengt mit dem Material bestellt werden, oder in einem Extra Beutel. Also falls ihr bereits euren Lehm-Designputz zuhause habt und noch etwas Struktur beigemengt werden soll, kann der Zuschlag einfach extra bestellt werden.
Leichtes Verarbeiten von Farbputzen für Anfänger*innen: Der farbige Lehm-Designputz lässt sich übrigens super gut verarbeiten. Falls ihr euch also das erste Mal mit euren Lehmwänden ala DIY versuchen wollt, beginnt mit der farbigen Wand. Die Verarbeitung ist nochmal um einiges leichter, als die weiße Variante. Vom Prozess des Auftragens gilt hier die gleiche Vorgehensweise wie zuvor beschrieben.
Die Wandflächen vollständig trocknen lassen
Nach ein paar Tagen kommt der letzte Arbeitsschritt. Wichtig ist, dass die Wandflächen wirklich vollkommen getrocknet sind. Verzichtet bitte unbedingt auf ein Heizgerät zur Trocknung, oder auf zu viel Lüften. Eine langsame Trocknung ist bei Produkten aus Lehm wichtig. Sobald die Wandflächen trocken sind, nehmt ihr einen Schwamm zu Hand (nutzt für unterschiedliche Farben am besten verschiedene Schwämme), dieser soll wieder leicht feucht sein. Nun wird nochmal über die gesamte Wandfläche gewischt. Warum? So werden überschüssige Körner abgestreift und die Oberfläche wird so gefestigt, sprich es fallen keine Körner von der Wand, sollte man an ihr reiben oder streifen. Bei der Farbe kommen außerdem der Strukturzuschlag und die Farbe nochmal besser zur Geltung.
So geht es weiter in der Workbox
Nachdem die Wände jetzt schön verputzt sind, werden wir im nächsten Schritt mit der Einrichtung beginnen: Kartonregalsystem, DIY Linoleumtisch, Bulletin-Boards aus Kork und Linoleum, usw. Ihr dürft also weiterhin gespannt sein. Bei Fragen schreibt uns jederzeit gerne eine Kommentar oder eine Nachricht.
Produktliste der verwendeten CLAYTEC Produkte:
- Lehm-Kleber von: zum Produkt
- Jutegewebe: zum Produkt
- Jute Gewebeband: zum Produkt
- YOSIMA Lehm-Designputz: zum Produkt
- Strukturzuschlag: zum Produkt
- YOSIMA Farbfächer: zum Produkt
- Japankelle, Feinputzglätter: zum Produkt
- Die restlichen Produkte wie die beiden Reibbrätter und die Zahnkelle bekommt ihr in jedem Baumarkt
Weiterführende Artikel zum Thema Lehm als Baustoff:
- Die Verarbeitung von Lehm-Fugenfüller als Alternative zu Maleracryl und/oder Silikon: zum Beitrag
- Lehmfarbe für unser Schlafzimmer: zum Beitrag
Verarbeitung mitverfolgen auf Instagram
Falls ihr die Verarbeitung verpasst habt, könnt ihr euch hier nochmal alle Videos zur Verarbeitung auf Instagram unter den Storyhighlights ansehen: Zur Verarbeitung der Produkte aus Lehm.
[Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit CLAYTEC]