Einblasdämmung aus Stroh für Holzriegelkonstruktionen.

Bauen mit Stroh – Was steckt dahinter? Wie kann man mit Stroh ein Haus dämmen? Was sind die Vorteile? Und handelt es sich dabei wirklich um ein völlig naturbelassenes Produkt?

Diesen Fragen und mehr gehen wir in diesem Beitrag auf den Grund und im Anschluss gibt es einen Einblick in unsere Wände aus Stroh.

Themen des Beitrags:

  1. Über Stroh
  2. Die Verfügbarkeit von Stroh
  3. CO2 Bilanz von Stroh
  4. Stroh als Dämmstoff
  5. Einblasdämmung aus Stroh
  6. Verarbeitung von Stroh
  7. Stroh Facts rund um Wärme- und Hitzeschutz und Schallschutz
  8. Welche Bauteile können mit Stroh gedämmt werden?
  9. Unser Haus aus Stroh. Die persönliche Meinung
  10. Linkliste und Quellen

Über Stroh

Beginnen wir mit der Betrachtung einer Getreidepflanze. Den oberen Bereich nennt man Ähre, dort wachsen die Getreidekörner, die nach mehreren Arbeitsschritten z.B. in Form von frischen Brötchen auf unseren Frühstücks-Tellern landen. Etwas weiter runter der Pflanze entlang beginnt der Halm, der getrocknet als Dämmstoff Anwendung findet. Der Halm ist innen hohl und übernimmt für die Pflanze wichtige Funktionen, wie etwa die Wasser- und Nährstoffaufnahme, aber auch den Schutz vor zu viel Wasseraufnahme oder Schimmel.

In getrockneter Form bleiben diese Schutzfunktionen erhalten und bringen einen wichtigen Mehrwert für die Dämmeigenschaften mit sich. Den Schutz vor Schimmel hatten wir bereits, hinzu kommt, dass der holzige Teil von Stroh (der Halm nachdem dieser getrocknet ist) durch den natürlichen Silikatanteil den nötigen Brandschutz für den Hausbau mit sich bringt. Ebenfalls ist Stroh von einer Kutinschicht umhüllt, die vor Wasser schützt. Darum werden Strohhalme auch oft und gern als Trinkhalm genutzt, weil der Halm innen wasserfest ist.

Wenn man von Stroh spricht, dann handelt es sich dabei eben um den getrockneten Getreidehalm der Getreidepflanze. Stroh kann dabei von verschiedenen Pflanzen gewonnen werden, wie etwa Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Hanf und sogar Reis. In Europa wird hauptsächlich Weizenstroh für die Weiterverarbeitung als Dämmstoff verwendet.

Die Verfügbarkeit von Stroh

In Europa ist der Bedarf an Weizen besonders hoch, welches vorrangig für die Lebensmittel- und Futterproduktion benötigt wird. Weizen umgibt uns quasi all the time. Achtet da mal drauf. Bei der Ernte werden jedoch nur die Ähren benötigt, die Halme bleiben als landwirtschaftlicher Reststoff übrig. Was passiert mit ihnen? Nicht recht viel. Stroh verfügt nicht über die nötigen Nährstoffe, um als Futtermittel Anwendung zu finden – wo eine wirklich große Menge Anwendung finden würde. Als Einstreu eignet es sich gut, jedoch wird nicht so viel Einstreu benötigt wie Getreide. Und das Korn/Stroh Verhältnis liegt bei 1:0,86, so ergibt 1 Tonne Korn fast genauso viel Stroh. Demnach handelt es sich um ein Nebenprodukt, das nur darauf wartet, verwertet zu werden.

CO2 Bilanz von Stroh

Stroh kann als CO2-neutrales Produkt eingeordnet werden, sofern es nicht weiterverarbeitet wird. Während des Wachstums der Getreidepflanze wird CO2 gebunden, wenn das Stroh nach der Ernte nicht weiter verarbeitet wird, vermodert es und setzt das CO2 wieder frei. Oder aber es wird verbrannt, wohingegen, neben der CO2 Freigabe, weitere Schadstoffe austreten.

Stroh als Dämmstoff

Das Stroh und die natürlichen Vorteile des Halms werden an sich schon lange genutzt. Da kann man in der Zeitleiste ein paar Jahrhunderte (!) zurückspulen. Leider wurde das Material durch neue “innovative“ Baustoffe, oft basierend auf Erdölprodukten, etwas von der Bildfläche verdrängt. Dem wollen wir hier mal aktiv entgegenwirken.

Traditionelle Baustoffe, wie Holz, Lehm und eben auch Stroh eignen sich übrigens ideal für den Denkmalschutz.

Strohballenbau und Einblasdämmung aus Stroh
Es gibt im Grunde zwei relevante Einsatzmöglichkeiten von Stroh als Dämmstoff, den Strohballenbau und die Einblasdämmung aus Stroh. Zweitere ist in der Verarbeitung sehr viel einfacher in der Anwendung, da das Stroh maschinell und sehr effizient in das Bauteil eingebracht werden kann. Das Einblasverfahren von Stroh ist auch das Thema dieses Beitrags. An dieser Stelle soll angemerkt sein, dass nichts gegen das Dämmen mit Strohballen spricht. Auch hier gibt es natürlich das ein oder andere Für und Wieder, aber das ist Thema für einen anderen Beitrag.

Einblasdämmung aus Stroh

Der Strohhalm – ausgestattet mit einer hydrophilen Oberfläche, dem rohrförmigen Halm, der Luft einschließt und für eine gute Wärmedämmung sorgt – eignet sich ideal für die Dämmung eines Hauses. Die hohe regionale Verfügbarkeit aufgrund der Nachfrage nach Weizen wirkt sich außerdem positiv auf die Ökobilanz von Stroh aus, so können kurze Transportwege je nach Standort des Bauvorhabens meist gut abgedeckt werden. Das hatten wir bereits. Sehen wir uns Stroh in Form von Einblasdämmung genauer an.

Für unseren Hausbau haben wir ISO-STROH verwendet, daher beziehen sich die Daten, die ich im Anschluss nenne, auch vorrangig darauf.

Bei ISO-STROH handelt es sich um 100% Weizenstroh, dieses wird nach der Ernte getrocknet, mehrfach entstaubt und zerkleinert. Für den Herstellungs- und Trocknungsprozess wird dabei auf Sonnenenergie gesetzt. Was die Ökobilanz von Stroh betrifft, soll noch angemerkt sein, dass aufgrund der hohen Reste nach der Ernte, große Mengen des Strohs vermodern, oder verbrannt werden müssen. So wird CO2 wieder freigesetzt, verarbeitet man das Stroh zu Dämmung, bleibt CO2 langfristig gebunden. Ähnlich wie bei Holz – die beiden sind sich aus vielerlei Hinsicht gar nicht so unähnlich und ergeben ein echt gutes Team.

Sobald das Stroh bei ISO-STROH eine bestimmte Faserlänge aufweist, ausreichend getrocknet, entstaubt und von Beikräutern befreit wurde, ist es bereit und für das Einblasverfahren vorbereitet.

Verarbeitung von Stroh

ISO-STROH wird mit einer Einblasmaschine in hohle Konstruktionen eingeblasen, wie etwa dem Holzriegelbau. Mittels hohem Luftdruck wird das aufbereitete Stroh in das Wandteil eingeblasen und setzungssicher sowie raumfüllend in den Hohlraum eingebracht. Selbst schwer erreichbare Stellen innerhalb des Bauteils werden aufgrund des hohen Luftdrucks und der maschinellen Verarbeitung mit Stroh befüllt. Daher eignet sich das Einblasverfahren auch sehr gut für Altbauten und Renovierungen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die einzelnen Bauteile zum Teil direkt im Werk eingeblasen, also gedämmt werden können. So wird zusätzlich viel Verpackungsmaterial eingespart.

Verarbeitet wird das Stroh durch zertifizierte Fachbetriebe. Ein wichtiger Aspekt, der ebenfalls beachtet werden sollte, ist die Verwendung zertifizierter Baustoffe. ISO-STROH ist so ein Baustoff, es gibt dazu ausreichend technische Daten und Datenblätter. Die dürft ihr euch gerne als Abendlektüre näher zu Gemüte führen – die Links findet ihr alle am Ende des Beitrags.

Durch die Zertifizierung eines Baustoffes verschafft man sich auch die Sicherheit, dass dieser von unabhängigen Institutionen geprüft und eingeordnet werden. Sollte es zu bautechnischen Problemen kommen, ist ein zertifizierter Baustoff ebenfalls ratsam.

Die Einbringdichte, also die Rohdichte des Strohs im Bauteil beträgt 105kg/m3, durch diese besonders hohe Einbringdichte wird ein setzungssichere Verhalten geschaffen, welches sehr wichtig für die langfristige Dämmleistung ist. Im Gegenteil ist es bei Stroh sogar so, dass sich das Material nach dem Einbringen sogar noch etwas ausdehnt. Bei Verdichtungsprüfungen (EN15101-1) nahm das Volumen sogar um bis zu 3% zu. Die hohe Einbringdichte ist außerdem wesentlich für den Brandschutz. Aufgrund der hohen Dichte ist nämlich zu wenig Sauerstoff vorhanden, was wiederum einen Brand so gut wie ausschließt. Die natürlichen Eigenschaften des Strohhalms machen es außerdem möglich, dass Stroh NICHT mit Brandhemmern wie Borsalzen versehen werden muss. ISO-STROH kommt als absolutes Naturprodukt in die Wandkonstruktionen. Die hohe Einbringdichte des Strohs würde einen Brandherd demnach sofort ersticken, aufgrund von Luftmangel und der hohe Silikatanteil von Stroh macht den Baustoff zusätzlich feuerresistent.

Stroh Facts rund um Wärme- und Hitzeschutz und Schallschutz

Bevor ihr euch wieder in Ruhe mit der Hausplanung beschäftigen dürft, gibt´s noch ein paar relevante Facts über die Wärmedämmung, den Hitzeschutz, der immer wichtiger wird beim Hausbau und zum Thema Schallschutz.

Da die Sommermonate immer heißer werden und generell die Klimaveränderung spürbar ist, ist es wichtig, bei der Baustoffauswahl auch die heißen Sommermonate mitzubedenken. Kühl- und Klimageräte benötigen sehr viel Energie und Ressourcenaufwand in Anwendung und Produktion, mit dem passenden Dämmstoff kann jedoch schon sehr viel vorweggenommen werden, um den Wohnraum kühl zu halten. Natürlich ist die Planung und das Zusammenspiel von Architektur und Baumaterialien hier sehr wichtig.

Beim Hitzeschutz kommt die sogenannte spezifische Wärmekapazität eines Bauteils zum Tragen. Diese gibt an, wie viel Energie benötigt wird, um ein Kilogramm eines Körpers oder einer Flüssigkeit um 1 Kelvin zu erwärmen. Je mehr Masse in der Wand erwärmt werden muss, desto länger dauert es, bis die Hitze in den Innenraum gelangt. ISO-STROH sorgt mit mindestens 105 kg/m3 Stroh als Einblasdämmstoff für winterlichen Wärmeschutz und im Sommer für Hitzeschutz.

Welche Bauteile können mit Stroh gedämmt werden?

Alle! Hierbei eignet sich unser Haus als gutes Beispiel, alle Holzkonstruktionen sind bei uns mit ISO-STROH gedämmt. Die Decke, die Außenwände und die Bodenkonstruktion – unser Haus schwebt allerdings in der Luft, muss man an dieser Stelle anmerken. Die Zwischenwände sind bei uns nicht zusätzlich gedämmt, aber auch diese Bauteile können mit Stroh gedämmt werden.

Kurz und knackig kann man hier einfach sagen – ein Haus Strohhaus mit moderner Hülle ist ziemlich en vogue. Was meint ihr?

Unser Haus aus Stroh. Die persönliche Meinung

Ursprünglich sind wir über das Thema Strohballenbau zum Baustoff unserer Wahl gekommen. Hannes hat sich hierbei sehr intensiv mit der Bauweise des Strohballenbaus beschäftigt. Der Ballenbau wäre für uns jedoch nicht so leicht realisierbar gewesen, daher kam die Alternative mit Stroh in Form von Einblasdämmung wie gerufen.

Die Architektur unseres Hauses ist so ausgerichtet, dass der südlich ausgerichtete Baukörper mit einem Dachvorsprung versehen ist, der die Sonne im Winter unseren Wohnraum erwärmen lässt und im Sommer die Sonne schön draußen bleibt. So bleibt der Wohnraum, der an der Südseite mit einer Glasfront ausgestattet ist, schön kühl. Die Baustoffe Holz, Stroh, Lehm und Ton sorgen für den Rest und sind echt gute Buddies im Baubusiness. Im Sommer bleibt es im Wohnraum wirklich außerordentlich kühl. Außer es gibt eine lang anhaltende Hitzewellen, an denen die Nächte überhaupt keine Kühlung mit sich bringen und man tagsüber immer wieder mal die Türen öffnet – dann wirds natürlich auch bei uns heiß. Aber wir hatten bisher definitiv keinen Bedarf an zusätzlicher Kühlung.

Retrospektiv fallen einem beim Hausbau natürlich immer Dinge ein, die man beim nächsten Mal anders machen würde – eh klar. Bei der Dämmung jedoch wäre auf jeden Fall wieder Stroh das Material der Wahl.

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