Natürliche Dämmstoff Alternativen für Hohlraumkonstruktionen.

Im letzten Beitrag “Dämmen mit Stroh” gab´s eine ausführliche Vorstellung des Materials. Es wurden Fragen rund um den natürlichen Baustoff und die Verarbeitung beantwortet. Falls ihr den Beitrag verpasst habt, könnt ihr den jederzeit hier nachlesen.

Im Teil II der Reihe Dämmstoff-Alternativen gibt es einen Überblick über die verschiedenen natürlichen Einblasdämmungen, mit kurzer Vorstellung der einzelnen Materialien und kritischem Blick meinerseits inklusive.

Eine Anmerkung vorab: Wenn ich im Beitrag über Dämmstoffe* schreibe, dann sind an dieser Stelle immer nur einblasfähige Dämmstoffe gemeint. Natürlich gibt es eine Menge anderer natürlicher Dämmstoffe, die sich für den ökologischen Hausbau eignen. Dieser Blogbeitrag soll jedoch ausschließlich einen Überblick über einblasfähige Baustoffe geben, die z.B. bei Holzriegelkonstruktionen zum Einsatz kommen.

Themen des Beitrags:

  1. Ökologische Einblasdämmstoffe im Vergleich
    – Organische Dämmstoffe
    – Anorganische Dämmstoffe
    – Künstliche Dämmstoffe
  2. Natürliche Einblasdämmstoffe. Kurz erklärt.
  3. Der passende Dämmstoff für ein ökologisches Bauprojekt
  4. Argumente die uns wichtig waren bei der Auswahl unseres Dämmstoffes
  5. Linkliste und Quellen

1. Ökologische Einblasdämmstoffe im Vergleich

Generell kann in drei Kategorien von Einblasdämmungen geteilt werden, in organische, anorganische und künstliche Dämmstoffe.

Organische Dämmstoffe sind Rohstoffe natürlichen Ursprungs, die – so to say – aus dem belebten Bereich der Natur stammen. Wie etwa Stroh, welcher ein nachwachsender Rohstoff ist.

Anorganische Dämmstoffe stammen zwar ebenfalls aus der Natur, jedoch nicht aus der belebten Natur. Wie zum Beispiel Steinwolle. Diese ist an sich ein natürliches Material, das jedoch unter sehr hohem Energieaufwand zum Dämmstoff weiter verarbeitet wird.

Künstlich hergestellte Dämmstoffe hingegen werden durch z.B. chemische Verfahren hergestellt. Ein Beispiel hierfür ist EPS-Dämmung, ein erdölbasiertes Material, das ebenfalls im Einblasverfahren verarbeitet werden kann. Von diesen Materialien sollte aufgrund der Ausbeutung unserer Umwelt verzichtet werden. Daher werde ich auf diese nicht näher eingehen. Aaaber – Don´t forget: Finger weg davon ;).

Organische Dämmstoffe:
  • Stroh
  • Zellulose
  • Holzfaser
  • Kork
  • Flachs
  • Hanf
Anorganische Dämmstoffe:
  • Glaswolle
  • Steinwolle
  • Blähglas
  • Blähton
  • Perlit

2. Natürliche Einblasdämmstoffe. Kurz erklärt.
Organische Dämmstoffe im Detail


Stroh

Das natürliche Material eignet sich perfekt zur Dämmung von Hohlräumen. Meist wird für die Dämmstoffproduktion Weizenstroh verwendet. Allerdings können auch andere Getreidearten für die Dämmstoffproduktion Anwendung finden. Aufgrund des hohen Weizen Bedarfs der Bevölkerung und der Futtermittelproduktion fällt nach der Ernte mehr Stroh als Restprodukt an, als für andere Zwecke weiterverarbeitet werden kann. Stroh bietet an sich keine Nährstoffe und findet daher keine Anwendung als Futtermittel für Tiere.

Als Dämmstoff eignet sich der Rohstoff Stroh ideal. Dazu müssen die Halme getrocknet, mehrfach entstaubt und zerkleinert werden. Da der Strohhalm aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit alle für die Dämmfunktion wichtigen Funktionen mitbringt, ist es nicht nötig, Chemikalien oder Zusätze während der Verarbeitung beizumengen, um den gängigen Brandschutzbestimmungen zu entsprechen oder vor Schädlingen zu schützen.

Allerdings solltet ihr bei allen Dämmstoffen darauf achten, dass diese auch zertifiziert sind. So geht ihr einfach auf Nummer sicher. Unser Haus ist zum Beispiel mit ISO-Stroh-Einblasdämmung gedämmt. Diese wird in Niederösterreich produziert, ist ein zertifizierter Dämmstoff und mit Sicherheit frei von chemischen Zusätzen. ISO-Stroh Produktionsanlagen gibt es übrigens auch in Deutschland. Mehr Hardfacts zum Thema Stroh könnt ihr hier nachlesen.


Zellulose

Zellulose ist ebenfalls ein organischer Faserdämmstoff, der aus Altpapier hergestellt wird, welches ursprünglich aus Holz gewonnen wurde. Für die Herstellung von Zellulose zum Dämmen wird das Altpapier mechanisch zerkleinert, getrocknet und entstaubt. An sich ein toller Dämmstoff, der aus Recyclingmaterial gewonnen wird, jedoch mit dem Aspekt, dass chemische Zusätze nötig sind, um die Brandschutzbedingungen zu garantieren und um Schädlingsbefall vorzubeugen. Dabei werden dem Material Borsalze, auch Borate genannt beigemengt.

In großen Mengen ist Borsalz giftig und kann zu Hautirritationen und gesundheitlichen Folgen führen, daher sollte der Kontakt und das Einatmen vermieden werden. Die Mengen, die der Zellulose zugeführt werden, sind zwar unbedenklich, jedoch kann Zellulose, die mit Borsalzen vermengt wurde, nicht mehr sortenrein entsorgt werden und wird somit zum problematischen Sondermüll. Muss das Gebäude rückgebaut werden, kann die Dämmung nicht mehr im Altpapier entsorgt werden.


Holzfaser

Für die Herstellung von Holzfaser-Dämmung wird frisches Nadelholz mechanisch zerkleinert. Dabei gibt es verschiedene Herstellungsverfahren, das Nass- und Trockenverfahren. Beim Nassverfahren werden die Holzfasern mit Wasser vermengt und im Anschluss getrocknet, um aus dem Gemenge z.B. Holzfaserplatten zu pressen. Auch hier werden für die Materialbeständigkeit und die Brandschutzrichtlinien Borsalze der Ammoniumsalze hinzugefügt.

Ammoniumphosphat oder Ammoniumsalze dienen ebenfalls als Flammschutzmittel und der Kontakt sollte ähnlich wie bei den Borsalzen vermieden werden.


Hanf und Flachs

Bei Hanf und Flachs verhält es sich ähnlich wie bei der Holzfaser. Bei beiden Dämmstoffen handelt es sich um natürliche Rohstoffe.

Hanf und Flachs sind außerdem schnellwachsende Pflanzen, was in Bezug auf die Verfügbarkeit und die Produktion für diese Form des Dämmens spricht. Jedoch müssen auch bei diesen beiden Materialien Zusätze beigefügt werden, um den Brandschutz zu garantieren und den Schädlingsbefall auszuschließen.


Kork

Kork kann als Dämmstoff, ähnlich wie Holz, in verschiedenen Formen zum Einsatz kommen, als Dämmplatte oder eben auch als Einblasdämmstoff in Form von Korkschrot oder Korkgranulat.

Der Dämmstoff ist ein völlig natürliches Material und kommt, ähnlich wie Stroh, ohne weitere Zusätze aus. Gewonnen wird das Material jedoch aus der Rinde der Korkeiche, diese wird im ersten Schritt zu Granulat verarbeitet und anschließend unter hoher Hitzeeinwirkung “gebacken”. Die Rinde der Korkeiche kann mehrmals geerntet werden und das Material wächst dann auch wieder nach. Ein ziemlich cooler Aspekt, jedoch sollte bei der Auswahl eines Dämmstoffes möglichst auf regionale Verfügbarkeit geachtet werden und die Korkeiche wächst überwiegend in Portugal.


Anorganische Dämmstoffe im Detail

Mineralwolle

Weiter geht es mit den anorganischen Dämmstoffen. Unter dem Begriff Mineralwolle kann es sich sowohl um Glas- als auch um Steinwolle handeln. Steinwolle wird aus verschiedenen Gesteinsarten gewonnen, wohingegen Glaswolle aus einem Anteil an Altglas, Sand, Soda und Kalk hergestellt wird (Quelle: baunetzwisse.de bitte das verlinken: https://www.baunetzwissen.de/daemmstoffe/fachwissen/daemmstoffe/mineralwolle-152218).

Für die Herstellung sind sehr hohe Temperaturen nötig, um das Material im ersten Schritt zu verflüssigen, um dieses dann in eine faserige Form zu bringen. Zusätzlich werden Binde- und Imprägniermittel für die Herstellung benötigt.

Grundsätzlich ist die Entsorgung von Mineralwolle problematisch, vor allem was Baustellenabfälle betrifft. Allerdings können sortenreine Abfälle vom Hersteller wieder verarbeitet und recycelt werden.


Blähglas

Für die Produktion von Blähglas – kleine Kügelchen, die mittels Einblasverfahren verarbeitet werden – wird Altglas verwendet, das für die Produktion von neuen Glasprodukten keine Anwendung mehr findet.

Es wird also Material recycelt, allerdings unter sehr hohem Energieaufwand und mit Hinzufügen verschiedener Binde- und Blähmittel.


Blähton

Für die Herstellung von Blähton ist ebenfalls ein hoher Energieaufwand nötig. Jedoch kommt der Blähton ohne chemische Zusätze aus.

Was die Dämmeigenschaft betrifft, eignet sich der Blähton oft nicht für eine gesamte Gebäudedämmung. Dieser kann allerdings gut als Schüttung verwendet werden.


Perlit

Auch Perlit ist in der Herstellung außerordentlich energieintensiv und als Grundlage für die Produktion ist Vulkangestein nötig, dass, wir ihr vielleicht bereits vermutet habt, nicht aus regionalen Quellen bezogen werden kann.

Oft werden dem Material auch imprägnierende Zusätze beigemengt, um einer Wasseraufnahme durch den Dämmstoff entgegenzuwirken.


3. Der passende Dämmstoff für ein ökologisches Bauprojekt

Ihr seht schon, dass es nicht so leicht ist, DEN perfekten Dämmstoff auszuwählen. Hinzu kommen nämlich neben der allgemeinen Beschreibung noch weitere Eigenschaften, die man unbedingt beachten muss, wie Wärmedämmung, Hitzeschutz, Schalleigenschaften usw. Um auf diese Aspekte näher einzugehen, bin ich definitiv zu wenig Bauexpertin :). Der Beitrag soll lediglich als Dämmstoff Überblick dienen, der euch als Grundlage für euer Bauvorhaben dienen kann. Alles weitere müsst ihr dann im Detail mit eurem Bauunternehmen oder eurem:r Architekt:in besprechen.

4. Argumente die uns wichtig waren bei der Auswahl unseres Dämmstoffes:
  • Natürlichkeit
  • Regionale Verfügbarkeit
  • Energieaufwand bei der Produktion
  • Verarbeitung
  • Frei von Schadstoffen
  • Recyclingfähigkeit

Noch bevor wir überhaupt wussten, wie und ob wir bauen, hat Hannes sehr schnell den Baustoff Stroh für uns entdeckt. Nach wie vor ist Stroh unserer Meinung, der wohl nachhaltigste und umweltfreundlichste Dämmstoff am Markt. Warum?

Stroh fällt nach der Ernte als Nebenprodukt an und hat keinen weiteren Nutzen. Würde man es verbrennen oder es vermodern lassen, würde wieder CO2 freigesetzt. Als Dämmung kann dieses langfristig gebunden bleiben. Die Verarbeitung ist, was den Energieaufwand betrifft, sehr gering. Was bei uns ziemlich spitze war, ist, dass ein großer Teil der Holzrahmenkonstruktion bereits vor Ort im Werk unseres Zimmereibetriebes verarbeitet werden konnte und ein Teil der Dämmung musste nicht zusätzlich verpackt und geliefert werden. Das geht natürlich nicht bei jedem Hausbau-Projekt. Ein weiterer wirklich relevanter Aspekt ist der, der Zusatzstoffe. ISO-Stroh verwendet keine chemischen Zusätze wie Borsalze oder Ammoniakphosphate als Brandhemmer. Der Strohhalm bringt alles Nötige an Abwehr bereits auf natürlichem Wege mit – um vor Feuer, Nässe und Schädlingen geschützt zu sein. So kann das Stroh bei einem Rückbau des Gebäudes einfach wieder in einen natürlichen Kreislauf zurückgeführt und kompostiert werden. Diesen Aspekt erfüllt leider kein anderer der genannten Dämmstoffe, mit vergleichbar gutem Wärme- und Hitzeschutz. Denn vor allem der Hitzeschutz im Sommer ist beim Dämmen mit Stroh besonders hervorzuheben, da dieser aufgrund der hohen Einbringdichte sehr sehr gut ist.

Anhand unserer Dämmstoff Wahl konnte ich auf alle genannten Punkte kurz eingehen. Diese Liste könnt ihr einfach mit jedem Dämmstoff und in jedem Beratungsgespräch durchgehen und dann abwägen, welche Dämmvariante für euer Hausprojekt am besten passt.

Da wir beide weder in der Baubranche arbeiten noch die nötigen Skills haben, um genaue Vergleichswerte darzulegen, will an dieser Stelle nochmals vermerkt sein, dass der Dämmstoff Vergleich nur als Überblick dient. Sollte ich einen Dämmstoff vergessen haben, oder sich in Zukunft neue Möglichkeiten der Gebäudedämmung mittels Hohlraumkonstruktionen ergeben – schreibt uns jederzeit gerne eine Nachricht oder hinterlasst uns ein Kommentar.